(Deutsch) »Komplex : Heimat« – ab 16.3. in Hoyerswerda und bald bei euch zu Hause?

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„Wir Sachsen, wir sind helle, das weiß die ganze Welt! Und sind wir mal nicht helle, dann haben wir uns verstellt“, so sagt ein altes sächsisches Sprichwort. Woher kommt die auch heute noch verbreitete Vorstellung, die Sachsen wären anders oder gar besser? Warum braucht es das? Was bedeutet es für das Zusammenleben, wenn wir uns immer wieder von „den Anderen“ abgrenzen? Wer ist beteiligt an der Konstruktion von sächsischen Identitäten?


Auf dem Weg zu einer Waldbrandstelle am Großen Winterberg in der Sächsischen Schweiz

Mit diesen Fragen und seiner Großformatkamera im Gepäck hat sich Frieder immer wieder auf den Weg gemacht. Nach gründlicher Recherche, mit ruhigem Blick vom Stativ hat er auf großen analogen Abzügen ganz verschiedene Orte, Szenen und Ereignisse in Sachsen fotografisch fest gehalten. Es sind Orte, an denen etwas passiert ist oder immer noch passiert. Etwas, das für viele Teil „sächsischer“ Identität ist und werden kann.


Völkerschlacht bei Leipzig, Markkleeberg 2021

Viel geht es dabei um Erinnerung an Geschichte, wie bei den Trauerkränzen für die Kriegsgefangenen der Wehrmacht in Zeithain oder bei der rekonstruierten Frauenkirche. Neben solchen eher „stummen“ Gesten und Orten sind auch Rituale wie eine Osterprozession der Sorben zu sehen oder gar eine mehrtägige Nachstellung der Völkerschlacht bei Leipzig.


Wir sind Bürger, Chemnitz 2018

Durch die Zusammenstellung dieser identitätsstiftenden Handlungen kommt unweigerlich die Frage auf, wer hier in welcher unbewussten oder bewussten Absicht handelt. Dass keine Form des Erinnerns neutral ist, wird vielleicht besonders deutlich am Bild der Blumen und Trauerbeigaben für das Opfer einer Messerstecherei in Chemnitz im September 2018. Innerhalb weniger Tage gab es eine massive ausländerfeindliche Mobilisierung mit Hetzjagden, deutschlandweite politische Diskussionen und das auf einem anderen Foto abgebildete große Konzert als Gegenveranstaltung. Der dafür genutzte Hashtag #wirsindmehr verweist bereits darauf, dass auch hier um Identität gerungen wird. Auf einem anderen Bild ist eine leere Wiese in der Frühlingsstraße in Zwickau zu sehen – die Stelle, wo Beate Zschäpe ihr Wohnhaus sprengte. Das Foto wirft die Frage auf, wie eine Stadt damit leben kann und es in ihre lokale Identität integriert, dass jahrelang eine Terrorgruppe sich hier verstecken konnte. Auch für die antifaschistische Bewegung aus Sachsen ist diese Frage zum eigenen Bezugspunkt geworden.
Gestern. Heute. Morgen?, Zwickau 2021

Neben diesen politisch aufgeladenen Ereignissen zeigt Frieder aber auch Natur. Auf einem Bild sehen wir beispielsweise einen Wald in der Sächsischen Schweiz – identitätsstiftender Ausflugsort für viele in Sachsen. Erst auf den zweiten Blick wird sichtbar, dass hier ein Waldbrand gewütet hat, der zum Glück vor der ganz großen Katastrophe gelöscht werden konnte. Am Ende legt die Ausstellung auch nahe, die vielen Umbrüche nicht nur als Bedrohung für „die sächsische Identität“ wahrzunehmen. Eine Aufnahme aus Hoyerswerda zeigt Flamingos im Zoo gleich hinter dem Schloss. Sie scheinen sich hier wohl zu fühlen – auch wenn wohl kaum jemand sagen würde, dass sie zu Sachsen gehören. Sie sind einfach da.


Flamingos, Hoyerswerda 2021

Das Projekt ist nun erstmals öffentlich in einer Ausstellung zu sehen – vom 17. März bis 17. April zu den regulären Öffnungszeiten im Schloss und Stadtmuseum Hoyerswerda. Zur Vernissage am 16. März um 19 Uhr laden wir euch herzlich ein!


Spatzennest, Hirschsprung 2021

Frieders Großformatbilder haben wir jeweils in einer Auflage von 2 +1 AP im Format 80×100 cm analog von Hand abziehen lassen. Auf unserer Webseite seht ihr alle Motive. Falls euch eins der Bilder besonders gut gefällt, freuen wir uns sehr wenn ihr es kaufen möchtet! Ihr helft uns damit, die Kosten für die Ausstellung komplett zu decken und vor allem ermöglicht ihr die Weiterarbeit an dem Projekt, das später als Buch erscheinen soll. Anteilig gefördert wurde die Produktion der Ausstellung von der Kulturstiftung des Freistaats Sachsen und als Preisträger beim simul+ Mitmachfonds.

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