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RAFAEL: Wie kam es, das du nach Suhl gekommen bist?

QUYEN: Die IHK hat ein Projekt, mit dem junge Vietnamesen eine Ausbildung in Deutschland machen können. Wir haben schon ein Jahr lang in Vietnam Deutsch gelernt und mussten ein B2-Zertifikat machen. Nun können wir hier sein und die Ausbildung machen. Ich habe mir ein Jahr lang viel Mühe gegeben Deutsch zu lernen. Deutsch ist eine der schwersten Sprachen der Welt. Nach einem Jahr habe ich die B2-Prüfung in Vietnam bestanden. Und hab ein Visum bekommen und durfte nach Deutschland fliegen. Seit September letzten Jahres habe ich meine Ausbildung angefangen als Zerspanungsmechaniker, in Zella-Mehlis bei der Firma Kemmer Hartmetallwerkzeuge GmbH. Die Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre, und ich habe schon eineinhalb Jahre hinter mir und noch zwei Jahre vor mir.

RAFAEL: Wieso hast du dich dafür entschieden, nach Deutschland zu kommen?

QUYEN: Ich hab schon studiert in Vietnam, Biotechnologie. Nach dem Studium habe ich auch noch ein Jahr in Vietnam gearbeitet. Aber ich wollte noch mehr Erfahrungen machen und mehr erleben – ein neues Leben leben. Und ich finde Europa schön. Durch dieses Projekt der IHK habe ich dann eine Chance bekommen. Azubis aus den ersten beiden Jahrgängen hatten mir erzählt, dass die IHK dieses Projekt hat. Die IHK arbeitet mit einem Sprachzentrum in Vietnam zusammen, die Leiterin hat auch viel Werbung dafür gemacht. Ich habe mich dann angemeldet und musste zu einem Interview, wie ein Vorstellungsgespräch. Ich musste beantworten, warum ich nach Deutschland zum Arbeiten kommen will und wie gut ich im Sprachenlernen bin. Um eine Ausbildung in Deutschland machen zu dürfen, muss man unbedingt Deutsch verstehen. Das ist sehr wichtig. Ich hatte einen Monat Probezeit beim Deutschlernen. Nach einem Monat musste ich einen kleinen Test machen. Bei über 60 % durfte man weiter lernen. Und wir haben nicht nur die Sprache, sondern auch die Kultur und alles über Deutschland gelernt. Wem das nicht gefällt, der kann da sofort aufhören. Es war eine abgedrehte Zeit, eine schwere Zeit. Aber es hat mir gefallen. Deswegen hab ich mich entschieden zu versuchen, weiter Deutsch zu lernen und eine Ausbildung in Deutschland zu machen. Ich hab das geschafft und jetzt bin ich hier.

RAFAEL: Und dann gab es in Deutschland auch nochmal einen Sprachkurs?

QUYEN: Die Azubis, die die B2-Prüfung nicht bestanden haben, mussten weiter einen Sprachkurs in Deutschland machen. Die IHK fordert unbedingt ein B2-Zertifikat für Deutsch. Ich habe aber die Prüfung schon in Vietnam bestanden und konnte die Ausbildung sofort machen. Aber die Leute, die sie nicht bestanden haben, mussten die Ausbildung und einen Sprachkurs gleichzeitig machen. Das ist dann schwer.

RAFAEL: Kannst du auch anwenden, was du schon im Studium gelernt hast?

QUYEN: Was ich im Studium gelernt habe, ist etwas ganz anderes, als das was ich gerade in der Ausbildung lerne. Mechanik und Biotechnologie sind zwei sehr unterschiedliche Richtungen. Aber ich glaube, dass Kenntnisse, die ich im Studium gelernt habe, mir hier geholfen haben. Bei der Mathematik zum Beispiel oder bei generellen Erfahrungen im Leben. Ich bin viel besser im Lernen als die anderen Vietnamesischen Azubis. Ich kann Dinge schneller verstehen, weil ich schon durch das Studium Grundkenntnisse habe, die überall auf der Welt ähnlich sind. Besonders wie man lernt, wie man Dinge besser versteht, wie man sie sich schnell merken kann. Ich habe Abitur gemacht, dann mein Studium, bin jetzt schon 26 Jahre alt und habe deswegen schon einiges an Erfahrung im Leben gesammelt. Meine Mitschüler, die mit mir in Vietnam Deutsch gelernt haben, sind ungefähr zwanzig Jahre alt. Die sind um das Jahr 2000 rum geboren. Ich bin viel älter als sie.

RAFAEL: Hast du schon in Vietnam entschieden, Zerspanungsmechaniker zu lernen?

QUYEN: Wir wussten schon in Vietnam, welche Ausbildungen es in Deutschland gibt. Wir haben eine Liste bekommen und konnten selber auswählen, welche Ausbildung wir machen wollten. Das war unsere eigene Entscheidung. Sobald wir eine ausgesucht hatten, wurden wir auch gefragt, warum wir uns gerade für diese entschieden haben.

RAFAEL: Klappt es immer, dass man die Ausbildung bekommt, die man will?

QUYEN: Bei den anderen weiß ich es nicht. Ich habe selber im Internet geguckt, was man als Zerspanungsmechaniker macht und das hat mir wirklich gefallen. Deswegen habe entschieden, diese Ausbildung zu machen. Die anderen machen zum Beispiel Fleischer, Verkäufer im Supermarkt oder in einer Fleischerei oder Bäckerei, Gebäudereinigung, KfZ-Mechaniker, Zerspanungsmechaniker, Werkzeugmechaniker, oder Hotelfachpersonal. Ich kann mich nicht an alle erinnern. Bei einer Baufirma sind auch welche. Und in Schmalkalden und Meinungen, überall in Thüringen.

RAFAEL: Und wie kommst du in der Ausbildung zurecht?

QUYEN: Als ich letztes Jahr angefangen habe, fand ich die Ausbildung sehr schwer. Ich musste alles Stück für Stück lernen. Erst einmal musste ich die Grundkenntnisse lernen. Bei ganz kleinen Sachen anfangen, weil mir alles so unbekannt ist. Wie Dinge heißen, oder warum wir überhaupt etwas Bestimmtes machen. Ich hatte keine Ahnung, was meine Kollegen gerade machten. Ich kannte auch die Namen der Bauteile nicht. Wenn der Chef oder mein Kollege sagt: “Kannst du mir das und das holen?”, dann muss ich genau wissen, was das ist. Das musste ich alles erst lernen. Die ersten sechs Monate mussten wir nur Feilen. Das sind die Grundkenntnisse. Aber für alle, nicht nur für uns Ausländer. Danach erst durften wir an den Maschinen arbeiten. Stück für Stück können wir dann alles machen. Die Ausbilder zeigen uns alles, was wir noch nicht können und wir üben das dann. Wir können alles nicht so schnell wie die Deutschen verstehen, deswegen müssen wir immer nachfragen. Nachfragen, ob sie langsamer sprechen, oder Dinge genauer erklären können.

RAFAEL: Kriegt ihr dann immer gute Antworten?

QUYEN: Ja, na klar. Ich hatte Glück, mit meiner Firma und meinen Kollegen. Sie haben mir sehr viel geholfen. Meine Mitschüler in der Schule sind auch nett und ich kann die Antworten sofort verstehen. Die Ausbilder und die Mitschüler sprechen immer langsam und deutlich in Hochdeutsch, damit wir das besser verstehen können. In Vietnam haben wir nur Hochdeutsch und viel Theorie und Grammatik gelernt, aber in der Umgangssprache und bei der Alltagskommunikation läuft alles ganz anders. Am Anfang hab ich kein Wort verstanden, wenn Deutsche untereinander geredet haben, aber jetzt ist es schon viel besser. Ich versuche immer mit meinen Kollegen und meinen Freunden zu reden. Und Tag für Tag verbessere ich mein Deutsch. Ich kann alles schon besser verstehen und normal mit ihnen reden.

RAFAEL: Hattest du auf der Arbeit manchmal Situationen, in denen du anders behandelt wurdest als Deutsche?

QUYEN: Die sind immer cool. Ich habe gar keine Probleme mit meinen Kollegen oder deutschen Kumpeln. Alle sind cool hier.

RAFAEL: Entwickeln sich da auch Freundschaften?

QUYEN: Ja, ich habe schon Freundschaften. Wir essen immer zusammen Mittag und nach der Arbeit gehen wir manchmal Bier trinken, oder machen eine Grillparty. Wir unterhalten uns und schreiben uns oft. Es gibt da keine Grenzen zwischen uns Ausländern und den Deutschen. Das finde ich cool. Ich bin auch in einem Fußballverein in Suhl, in der Aue im 1. SV Suhl. Alle haben mir viel geholfen. Es macht mir viel Spaß und das finde ich schön.

RAFAEL: Und wie ist es, wenn du in der Stadt unterwegs bist oder Bus fährst?

QUYEN: Da gibt es keine Probleme. Ich kann einfach was fragen und die Deutschen antworten gerne und deutlich. Am Anfang wusste ich nicht viel und musste immer nachfragen. Meine Kollegen und Mitschüler haben mir so viel beigebracht. Deutsche Spiele, deutsche Spezialitäten oder wie die deutsche Kultur funktioniert. Was man in Deutschland zum Geburtstag, zu Weihnachten, oder zum neuen Jahr macht. Was ich machen muss, um es wie ein Deutscher zu machen. Ich kann die Deutschen und die deutsche Kultur schon besser verstehen.

Ich mache gerade auch meinen Führerschein, dabei wurde mir auch viel geholfen von Kollegen und Mitschülern. In der Schule lesen die Lehrer vor, und wir müssen die Begriffe sofort aufschreiben, aber wir können nicht alles gleich verstehen. Dann haben die Mitschüler uns sofort erklärt, was die Lehrer gesagt haben. Wenn wir etwas nicht verstanden haben, können wir immer fragen. Jetzt ist aber alles schon viel einfacher. Meine Firma hat uns für einen Sprachkurs angemeldet nach der Arbeit. Was wir in der Schule nicht verstanden haben, können wir alle fragen: die Ausbilder in der Firma, im Sprachkurs, oder im Berufsausbildungszentrum. Alle antworten sehr gerne.

RAFAEL: Hattest du in der Coronazeit Probleme? Trump hat ja zum Beispiel vom chinesischen Virus gesprochen.

QUYEN: Ich komme ja aus Vietnam und nicht aus China.

RAFAEL: Ja, mir ist das auch klar.

QUYEN: Die Leute in der Schule und in der Firma wissen schon, dass ich aus Vietnam bin. Aber die anderen Deutschen denken immer, dass wir aus China kommen. Ich hatte deswegen nicht direkt ein Problem, aber es gab schon etwas, wo ich mich geärgert habe. Einmal bin ich nach der Arbeit zur Bushaltestelle und da hat schon eine Frau gesessen. Ich bin an ihr vorbeigegangen und sie hat zu mir gesagt: “Corona! Geh weg!” Ich hab geantwortet: “Was? Was hast du gesagt?” – “Corona, geh weg!” – “Hä?” Ich hab sie ignoriert und dann war auch alles gut. Das war aber nur ein einziges Mal. Ich habe auch einen Nebenjob bei Subway im Zentrum. Ich muss ja meine Wohnung, meinen Führerschein und ein Auto finanzieren. Es wurde auch von der Firma erlaubt. Und da bei dem Nebenjob hab ich auch keine Probleme als Ausländer.

RAFAEL: War es einfach eine Wohnung zu finden?

QUYEN: Bevor ich nach Deutschland gekommen bin, hat meine Firma für mich ein Zimmer in einem Gästehaus beim A71-Center gesucht. Da hab ich zwei Monate gewohnt. Weil das zu eng war, konnte da nicht mehr weiter wohnen. Deswegen habe ich etwas Neues gesucht und hab dann auch eine Wohnung gefunden, in der ich auch gerade wohne. Meine Firma und meine Betreuerin haben mir viel dabei geholfen. Wir haben zusammen gesucht und dann eine Wohnung gefunden, die mir wirklich gefällt. Ich wohne direkt im Zentrum, nicht weit weg vom Einkaufszentrum und nur ein paar Minuten von der Bushaltestelle entfernt. Und ich muss nur zehn Minuten mit dem Bus zur Arbeit fahren.

RAFAEL: Hattest du mal Kontakt zu den Leuten aus Vietnam, die schon in der DDR hierhergekommen sind?

QUYEN: Ja. Viele Vietnamesische Menschen sind schon viele Jahre in Deutschland. Es gibt auch viele asiatische Läden in Suhl und Zella-Mehlis. Wir sind immer in Kontakt.

RAFAEL: Habt ihr mal darüber geredet, ob das damals ähnlich war?

QUYEN: Ja, natürlich. Sie haben viele ihrer Erfahrungen geteilt. Damals war es sehr anders. Man konnte keine Ausbildung machen, wie wir jetzt. Sondern man ist nach Deutschland gekommen und hat sofort gearbeitet. Manche mussten wieder zurück nach Vietnam, manche haben sich entschieden in Deutschland zu bleiben. Sie haben sehr viel gearbeitet und Restaurants oder Läden eröffnet nach dem Ende der DDR. Die sind so alt wie meine Eltern. Das Essen war übrigens wirklich ein Problem, als wir nach Deutschland gekommen sind. Das deutsche Essen können wir wirklich nicht immer essen. Der Geschmack ist sehr anders. Sie haben uns dabei geholfen, herauszufinden wo wir vietnamesische Zutaten kaufen können. Bestimmten Reis zum Beispiel oder verschiedene vietnamesische Gewürze. So können wir essen was wir wollen und unsere vietnamesischen Speisen zubereiten.

RAFAEL: Ich hab auch gelesen, dass es damals in der DDR die Regelung gab, dass wenn jemand schwanger geworden ist, sie zurück nach Vietnam geschickt wurde. Es gab sehr harte Regeln.

QUYEN: Das weiß ich nicht. Aber wenn jetzt ein vietnamesischer Mann eine deutsche Frau heiratet, dann darf er weiter in Deutschland bleiben. Auch wenn man 60 Monate Steuern bezahlt hat und ein B1-Zertifikat für Deutsch hat.

RAFAEL: Darfst du jetzt nur solange bleiben, wie du Ausbildung oder Arbeit hast?

QUYEN: Ja, erstmal nur so lange. Wenn ich die Ausbildung geschafft habe und die Firma mich weiter übernimmt, dann darf ich in Deutschland bleiben. Oder wenn irgendein anderer Betrieb mir einen Arbeitsvertrag gibt. Wenn die Firma, für die ich arbeite, der Ausländerbehörde sagt, dass ich sie mich brauchen, dann darf ich hier bleiben.

RAFAEL: Und wenn du jetzt sagen würdest, dass die Ausbildung doch nicht gut ist, müsstest du auch sofort zurück?

QUYEN: Ja genau. Auch bei irgendetwas Illegalem, wie zum Beispiel Drogen, müsste ich sofort zurück nach Vietnam.

RAFAEL: Und willst du nach der Ausbildung wieder zurück?

QUYEN: Das ist eine gute Frage. Viele haben mich schon gefragt, was ich nach der Ausbildung machen will. Wenn die Firma mich übernimmt, kann ich weiter in Deutschland arbeiten. Natürlich muss ich dazu erstmal die Ausbildung bestehen. Wenn mich die Firma dann weiter übernimmt, kann ich in Deutschland bleiben. Das will ich auch wirklich. Ich finde das Leben in Deutschland ganz toll und mag es hier.

RAFAEL: Hast du Wünsche für deine Zukunft?

QUYEN: Da hab ich viel darüber nachgedacht. Ich wünsche mir erstmal, dass ich die Ausbildung schaffe und danach weiter in Deutschland arbeiten kann. Ich will hier in Deutschland arbeiten und leben. Ich will nichts Besonderes, sondern ein ganz einfaches Leben, wie die Deutschen. Normal arbeiten, 40 Stunden pro Woche. Am Wochenende habe ich meine Ruhe. Und ein bis zweimal im Jahr Urlaub machen. Die anderen europäischen Länder entdecken. Nach Paris oder in die Türkei oder so. Das ist mein Plan.

RAFAEL: Könntest du dir sonst auch vorstellen in Vietnam weiterzuarbeiten, oder ist das schwierig?

QUYEN: Ich weiß nicht, ob es meinen Beruf in Vietnam gibt. Und ich arbeite lieber in Deutschland als in Vietnam.

RAFAEL: Warum?

QUYEN: Das Arbeitsklima, die Stimmung bei der Arbeit, und die Arbeitsweise gefällt mir hier. Ich hab schon in Vietnam gearbeitet, deswegen habe ich schon ein bisschen Erfahrung. Aber die Arbeit und das Leben in Deutschland gefällt mir besser. Deswegen will ich weiter hier arbeiten. Ich habe schon Freundschaften hier geknüpft, kann normal hier leben. Nicht nur Freundschaften zu Deutschen, sondern auch Freundschaften zu den anderen vietnamesischen Azubis. Ich bin hier nicht alleine, sondern es gibt auch andere Azubis aus Vietnam. Am Wochenende treffen wir uns manchmal und feiern. Wir kochen und essen zusammen vietnamesische Spezialitäten. Und ich hab eine sehr nette Betreuerin. Sie hat mir sehr viel geholfen. Sie ist für mich wie meine Mutter in Deutschland. Das Leben in Deutschland finde ich schön. Ich hab keine Probleme. Ich kann hier normal leben und arbeiten.

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