Ausstellung »Schubladendenken«

Portraits von Migrant*innen und People of Color aus Suhl und Gespräche über ihre Erfahrungen mit Diskriminierung

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ABDULA: Irgendwie so Träume oder was Besonderes brauche ich nicht. Ich will einfach nur, dass die Deutschen sehen, dass ich wie jeder Mensch bin, wie die Deutschen selber. Sie sollen mich sehen wie jeden anderen. Ich glaube, wenn die Leute mich kennen lernen, sehen sie das auch. Aber das musst du immer zuerst beweisen, dass du wirklich gut bist, dass du nicht anders bist. Ich hab auch versucht, ob es vielleicht anders geht. Aber nee. Das musst du zuerst beweisen, und dann akzeptieren sie dich, wie du bist.

PETAR: Jeder hat seine Meinung und jeder hat das Recht seine Meinung zu haben. Aber was ich komisch finde: Die kommen zu mir, nur um mir zu sagen, dass sie mich nicht mögen. Ich so: „Ja, was soll ich jetzt machen? Soll ich jetzt für dich singen und tanzen?“ Ist doch normal, ich mag auch nicht jeden. Es muss auch nicht jeder mich mögen. Aber wenn ich jemanden nicht mag, dann will ich mit dieser Person gar nicht reden und auch keinen Kontakt haben. Ich geh nicht zu ihm: „Weißt du, ich mag dich nicht!“ – Hä?

SAIDA: Als das in den USA war, hatte ich das Gefühl, dass alle auf einmal total erschrocken waren. Und ich war so: „Nein, das ist schon immer so. Rassismus ist immer da und ist nicht so ein Ding, was auf einmal auftaucht.“ Und das ging auch ziemlich schnell, dass sich dann niemand mehr so richtig dafür interessiert hat. Menschen die davon betroffen sind, die können sich nicht quasi einen Tag frei nehmen davon. Das sollte man auf jeden Fall im Hinterkopf behalten.

MARIAM: Wenn du eine Religion annimmst, weil dein Mann oder deine Frau das auch macht – ich glaube das wäre für mich ein bisschen sinnlos. Wenn du zufrieden bist mit dem, was du in deinem Leben hast, und was dir deine Religion gibt, dann bleibst du stehen. Es gibt auch Menschen, die sind Moslem, weil die Eltern Moslem sind. Aber für die anderen ist die Religion eine Kultur, eine Tradition, alles. Sie ist das Leben. Das Leben ist ja alles, was ich habe. Und jedes Leben ist anders. Jeder hat seine Geschichte.

GALINA: Viele Deutsche haben damals in Russland isoliert gewohnt und Deutsch gesprochen, weil die Russen uns immer Nazis genannt haben. Viele Deutsche wollten einen Russen heiraten, damit der Name nicht so auffällt. Es gab immer blöde Leute, die nicht alles verstehen. In Deutschland ist es nun umgekehrt. Da hab ich mir auch gedacht: „Jetzt fängt es wieder von vorne an.“ Man muss sich immer anpassen, damit man nicht so eine andere Person, ein schwarzer Rabe ist in dieser Schar. Naja, so ist das Leben.

KINDA: Die Leute hier denken, dass alle arabischen Frauen den Hidschab tragen. Aber das ist nicht wahr. Ich habe nichts dagegen, wenn mich Leute danach fragen. Ich hoffe, dass sie ihre falsche Vorstellung von uns korrigieren. Aber die nächste Frage ist immer: „Was ist deine Religion?“ Diese Frage bekomme ich lieber nicht gestellt, weil das keine Rolle spielt! Letztendlich sind wir alle Menschen und müssen uns gegenseitig respektieren. Es ist unfair, Menschen danach zu beurteilen oder danach zu behandeln.

ALBINA: Wenn sie in das Lager in Suhl kommen, sprechen die meisten geflüchteten Menschen kein Wort Deutsch. Und wer nicht sprechen kann, wird nicht gehört. Wer nicht gehört wird, kann seine Meinung nicht mitteilen. Und die Menschen, die ihre Meinung vertreten sollten – wie Sozialarbeiter, Rechtsanwälte und so weiter – machen alles mögliche, damit diese Meinung, dieser Hilfeschrei nicht gehört wird. Bis es eines Tages zu spät sein wird.

ADELINO: Am Anfang war es nicht einfach. An den Gemeinschaftsunterkünften gab es den Wachdienst, die kontrollierten Ein- und Ausgang. In den 90er Jahren, wenn ich da ankam, war die erste Frage, aus welchem Heim ich komme. Ich sagte: „Ja, ich komme von mir daheim.“ – „Wie, von daheim?“ Erstmal war da der Aha-Effekt, dass ich nicht eingeschüchtert war und auch, dass ich deutsch sprach. „Ich lebe hier“, sagte ich, „und bin Ausländerbeauftragter im Kirchenkreis.“ – „Ach so, wie können wir Ihnen dann helfen?“

AHMED: Unschuldige Geflüchtete haben es schwer bei ihrer Integration, wegen der schlechten Taten von einigen wenigen Dieben und Kriminellen. Sie kommen, um vorübergehend vom Asylverfahren zu profitieren, zu stehlen und Verbrechen zu begehen. Und sie werden nicht ernsthaft bestraft. Danach gehen sie in andere EU-Länder und machen das Gleiche. Der Hass gegen Geflüchtete wird wegen ihnen immer größer. Alle Kriminellen, ob deutsche oder geflüchtete, müssen zügig vor Gericht gestellt werden.

VICTORY: Was sie über mich denken und sagen, ist ihr Problem. Was ich weiß, ist, dass ich meine Grenzen nicht überschreiten werde: ich werde mich nicht mit dir anlegen, ich denke gar nicht daran. Sie wollen, dass du dich rächst. Ich übersehe solche Sachen lieber. Aber was wirklich schlimm ist, ist wenn Leute den Hass an ihre Kinder weitergeben – uns zu hassen, weil wir eine braune Hautfarbe haben. Dass Menschen ihre Kinder zu rassistischem Verhalten anstecken, das alarmiert mich sehr.

RASHID: Man fragt sich: „Warum verstehen die Leute das nicht?“ Dass man nicht freiwillig da ist. Dass man genauso wie sie ist. Dass wir in unserer Heimat genauso ein schönes Leben gehabt haben, auch schöner als das was ich hier jetzt lebe. Da kommen tausende Gedanken. „Warum mache ich denn eine Ausbildung, wenn die Leute mich so behandeln? Werde ich morgen auf dem Arbeitsmarkt auch so behandelt, auch so gesehen als Bürger zweiter Klasse oder dritter Klasse? Wie geht denn das weiter?“

QUYEN: Die Leute in der Schule und in der Firma wissen schon, dass ich aus Vietnam bin. Aber die anderen Deutschen denken immer, dass wir aus China kommen. Ich hatte deswegen nicht direkt ein Problem, aber es gab schon etwas, wo ich mich geärgert habe. Einmal bin ich nach der Arbeit zur Bushaltestelle und da hat schon eine Frau gesessen. Ich bin an ihr vorbeigegangen und sie hat zu mir gesagt: „Corona! Geh weg!“ Ich hab geantwortet: “Was? Was hast du gesagt?” Das war aber nur ein einziges Mal.

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